Erinnert sich eigentlich noch jemand daran, als Paradise Lost mit „Gothic“ und „Icon“ ein völlig neues Genre aus der Taufe hoben und man den Gothic Metal als düstere und atmosphärische Weiterentwicklung des Death Metals betrachten konnte? Und was einige Bands dann daraus machten, indem sie plötzlich mit Wechselgesang von Männlein und Weiblein das Ganze aufweichten und dem Geschmack der breiten Masse anpassten? Ich für meinen Teil bekomme regelmäßig das Kotzen, wenn wieder eine vermeintliche ‚Gothic‘ Metal-Band als das nächste große Ding im Genre gefeiert wird, obwohl man das alles schon fast nicht mal mehr als Metal im weiteren Sinne bezeichnen kann. Allenfalls im härteren Gothic Rock (ja, den gibt es) schien sich einiges von den Ursprüngen bewahrt zu haben. Allerdings hatten und haben diese Bands den Nachteil, eben kein METAL zu sein und auf die Dauer einfach zu zahnlos klingen. Mit LIGHT OF THE MORNING STAR steht nun ein Ein-Mann-Projekt in den Startlöchern, dass all diesen Bands mit einem großen Fuck-off!!! sein inverses Kreuz ins Gesicht drückt. Hier hauen dich die Drums tief in die Polster, die Gitarren pfeffern dir eine düstere Melodie nach der anderen um die Ohren, ohne dabei an Aggressivität einzubüßen und die dunklen Vocals von O-A setzen dem Ganzen atmosphärisch die Krone auf. Gleich zu Beginn im Titeltrack wird die Marschrichtung der kommenden 37 Minuten bestimmt: Geradeheraus in das schattenhafte Dasein, nur unterbrochen von kurzen Momenten der Ruhe, ehe der Sturm wieder einsetzt und sich in „Coffinwood“ und „Serpent lanterns“ zu manifestieren scheint, bevor es in „Grey carriages“ doomiger wird. Doch keine Sorge: „Crescentlight“, „Oleander halo“ und „Ophidian“ treiben dann wieder ordentlich nach vorne und bereiten so den Weg zum Abschlussdoppel „Lord of all graves“ und „Five point star“. Ersteres ist dabei nochmals ein wenig ruhiger vom Tempo her, letzteres ist vermutlich das zugänglichste Stück des Albums und somit ein ausgezeichneter Closer.
Am Ende bleibt da auch eigentlich nur eine Frage: Warum, zum Teufel, hat es so lange gedauert, bis es wieder ein Album in diesem Stil und vor allem in dieser Qualität gegeben hat??? Jeder, der „Draconian times“ für das letzte relevante Gothic Metal-Album hält, hat „Nocta“ gefälligst anzutesten! Oder noch besser: Gleich kaufen!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Wenn auch ihr die Zeiten ‚echten‘ Gothic Metals vermisst, in denen das „Metal“ noch wörtlich zu nehmen war und nicht durch lahmes Geträller von ‚elfengleichen Wesen‘ (brrr) verwässert wurde, dann müsst ihr euch „Nocta“ definitiv ins Regal stellen. Ihr erhaltet das Album als CD und LP über den Webshop von Iron Bonehead Productions oder über den Bandcamp-Shop der Band.
LIGHT OF THE MORNING STAR – Nocta
Gothic Metal from England
Label / Vertrieb: Iron Bonehead Productions (CD + LP) & Bandcamp (Download)
Running time: 37:17 minutes
Release date: 03.03.2017
www.shop.ironbonehead.de
www.bandcamp.com (Iron Bonehead)
www.bandcamp.com (Light of the Morning Star)