„That is not dead which can eternal lie, and with strange aeons even death my die.“ Die Metalbands jeglicher Couleur, die sich textlich an Lovecraft heranwagten, sind Legion. Waren es in den Achtzigern Vertreter der NWOBHM, die Lovecraft’sche Themen als Fantasy-Kontext aufgriffen, einfach „weil das ja auch irgendwie zum Metal passt“, verlagerte sich die Thematik ab circa Mitte der Neunziger dann eher in den extremen Metal. Death Metal-Bands griffen und greifen konzeptuell gerne auf die Storys rund um den Cthulhu-Mythos, das Necronomicon (hat eigentlich mal jemand versucht, alle Bands dieses Namens zu zählen?) und generell den Kosmos der Großen Alten zurück und kreieren darum ein mal weniger, mal besser und manchmal ein richtig geiles Gesamtkonzept (und auch, wenn das viele nicht hören wollen: ja, ich halte Sulphur Aeon da im Moment für die eindeutig Besten). Zu den richtig guten Vertretern gehören die hessischen Schwarzmetaller von GORTHAUR. Und ja, der Name stammt zwar aus der Welt von Tolkien, aber Gorgoroth keifen ja auch nicht über Elfen, Zwerge und Magier mit spitzen Hüten. In der Hinsicht sollten selbsternannte Elitisten gleich mal die Klappe halten. Vor allen Dingen, weil das Trio eben keinen Black Metal von der Stange spielt und mit vielen richtig gut eingeflochtenen Ideen eine unglaubliche Atmosphäre erschafft, wie auf dem in Kürze erscheinenden Album „Om Cmapцeв“ (russisch für „Von den Alten“) eindrucksvoll zu hören ist.
Bereits der düstere Opener „The nameless city“ weicht von der üblichen Black Metal-Formel ab, indem es mit durchaus ungewöhnlichem Riffing, fast ritualistischem Druming und stellenweise dargebotenen, gesprochenen Passagen einer verdammt ausdrucksvollen weiblichen Stimme in ein gut 36-minütiges Album startet. Das folgende „Горы́ безу́мия“ (wieder russisch, diesmal „Berge des Wahnsinns“) hat den wohl schönsten Melodiebogen im atmosphärischen Black Metal, den ich seit langem gehört habe. Es ist unglaublich schwer zu beschreiben, was für Gefühle hier über einen hereinbrechen: Man fühlt sich fast erhaben über den Landschaften Neuenglands schweben (in denen ja Lovecraft’s Storys überwiegend angesiedelt sind). Die Instrumentierung ist erstklassig produziert, der Wechsel von Black Metal- zu den weiblichen Vocals funktioniert, ohne dass dadurch Brüche im Song entstehen. Und wie gesagt: diese Melodie!!! Ich gebe zu, wäre sie noch einen Tick schöner, dann hätte ich wohl Pipi in den Augen stehen gehabt…
„The horror“ führt dieses Konzept dann weiter aus und stellt hier erstmals klare Gitarren in den Mittelpunkt, die das Gesamtbild des Sounds noch weiter abrunden. Am ursprünglichen Black Metal ist man in „Chthulhu rising“ dran, da hier erstmals richtig aufs Gaspedal gedrückt wird, ohne jedoch an Atmosphäre und Melodie zu verlieren. Orchestral geht es anschließend in „Lost in the remants of a tragic past“ zu. Die 12 Minuten sind atmosphärischer Midtempo-Black Metal par excellence, die auch ruhige Momente beinhalten, in denen das Tempo herausgenommen wird, um anschließend wieder voller Kraft zuzuschlagen. Das ist ganz, ganz groß. „II.. a farewell“ beschließt letztlich ein Album, mit dem ich weder gerechnet habe und dass mich tief beeindruckt hat; in jeder Hinsicht. Und ganz besonders, weil ich mich regelrecht in den Kontrast zwischen der melodischen und atmosphärischen Musik und den im Grunde extrem düsteren Lovecraft-Themen verliebt habe… Wer seinen Black Metal abwechslungsreich, ungewöhnlich, atmosphärisch und melodisch mag, der MUSS hier einfach zugreifen! Pflichtkauf!!! +++ 8,5 / 10 Punkten
Ihr erhaltet „Om Cmapцeв“ ab dem 01.03.2017 entweder als Download über den Bandcamp-Shop der Band (beachtet dort bitte auch den Link zum ebenfalls richtig guten „The dark lords tower“) oder aber als auf 100 handnummerierte Exemplare limitierte CD über Wolfmond Production.
GORTHAUR – Om Cmapцeв
Atmospheric Black Metal from Germany
Label / Vertrieb: Independent / Wolfmond Production (CD) & Bandcamp (Download)
Running time: 35:46 minutes
Release date: 01.03.2017
www.shop.wolfmond-production.de
www.bandcamp.com („Om Cmapцeв“)
www.bandcamp.com („The dark lords tower“)